JdR-Teilnehmende auf einer Expedition in die Wolgaregion

Jahrhunderte nach der Ankunft der Vorfahren in Russland und Jahrzehnte nach den tragischen Ereignissen Mitte des 20. Jahrhunderts beschloss der Jugendring der Russlanddeutschen (JdR), ein „Projekt für Leiter und Aktivisten von Jugendklubs und Jugendorganisationen“ in Form einer Expedition in das Wolgagebiet durchzuführen, das für ihre Großeltern und Urgroßeltern zur Heimat wurde.

Vom 17. bis 23. August legten Leiter und Aktivisten von Jugendklubs der Russlanddeutschen, Studenten, die sich für die Erforschung der Geschichte der Russlanddeutschen interessieren, sowie Ethnographen im Alter von 18 bis 35 Jahren 1047 Kilometer zurück und erkundeten 20 Siedlungen des Gebiets Wolgograd. 16 junge Menschen, die im Ural, in Sibirien, an der Wolga sowie in den südlichen und mittleren Föderationskreisen leben, haben ein schwieriges Auswahlverfahren bestanden.

Die Teilnehmenden der Expedition hatten folgende Aufgaben:

– Erwerb von Fertigkeiten für die Feldarbeit an Orten mit ehemaligen und aktuellen kompakten Siedlungsgebieten mit russlanddeutscher Bevölkerung;

– das Sammeln, Analysieren und Verarbeiten von ethnographischem Material zum kulturellen und immateriellen Erbe der Wolgadeutschen, um den Bestand der deutschen Siedlungen zu füllen und das Wissen unter den Jugendklubs und Jugendorganisationen der Russlanddeutschen zu replizieren.

„Die Expeditionen der Selbstorganisation der Russlanddeutschen haben in der Regel nicht nur ein Forschungsprogramm, sondern auch eine Aufgabe zur Bildung und zum Gedenken“, sagt Andrian Oсhotnikow, Kandidat der Historischen Wissenschaften, Anthropologe und Ethnograph aus Nowosibirsk. “Die Aufgabe zur Bildung besteht darin, in den Kontext der wolgadeutschen Kultur einzutauchen, indem man ihre Träger und deren Nachbarn kennenlernt. Der Jugendring der Russlanddeutschen hat die Expeditionsprojekte mit Leben erfüllt, indem es die Forschungsschiene beibehalten und einen pädagogischen Aspekt für junge Forscher hinzugefügt hat. Der Erfolg dieser Aufgabe lässt sich am Feedback der Teilnehmenden der Expedition ablesen, die neue Methoden und Fähigkeiten erlernt haben, ohne die es unmöglich gewesen wäre, Interviews zu führen und mit Objekten des materiellen Erbes zu arbeiten.”

Die Expedition des JdR 2022 nach Workuta hat alle Möglichkeiten dieses Formats aufgezeigt: Eintauchen in die Geschichte der Russlanddeutschen am Ort wichtiger Ereignisse sowie Sammeln und Verarbeiten von wertvollem Material, auch aus dem Munde von Einwohnern und Nachkommen der Verfolgten.

„An der Wolga haben wir Siedlungen besucht, die für uns von großem Interesse und gewissem Wert waren. Letztes Jahr haben wir uns in Workuta angeschaut, wie die Menschen damals gelebt und überlebt haben, und in der jetzigen Wolgaregion haben wir erfahren, wie und wo sie gelebt haben, wie sie sich gefreut und wie sie geschaffen haben. Schließlich gibt es nichts Wertvolleres als die Sehnsucht nach Hoffnung und Leben, wenn ein Mensch unter allen Umständen Ergebnisse erzielt“, sagt Alexej Buller, Programmdirektor, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Anthropologieschule der Staatlichen Universität Tjumen und Mitglied des Rates des JdR.

Die Teilnehmenden trafen sich am 17. August in Saratow, von wo aus ihr Bus zum ersten Ausgangspunkt – der Stadt Schirnowsk im Gebiet Wolgograd – fuhr. Am Abend desselben Tages fand die offizielle Eröffnung des Projekts statt.

In ihrer Begrüßungsrede betonte Nelli Artes, Vorsitzende des JdR, dass es trotz der unterschiedlichen Ziele, mit denen die Teilnehmenden gekommen sind, eine gemeinsame und wichtige Aufgabe gibt, und zwar die Geschichte zu bewahren und an die nächsten Generationen weiterzugeben! Abschließend wünschte sie allen eine erfolgreiche Arbeit, neue Erkenntnisse, Emotionen und Bekanntschaften.

Die wissenschaftlichen Leiter der Expedition Andrian Oсhotnikow und Dmitrij Weimann aus Perm (Kandidat der Historischen Wissenschaften, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für geisteswissenschaftliche Forschung der Ural-Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften) gaben den Teilnehmenden eine Einweisung in die historische und ethnographische Feldarbeit. Sie erklärten, wie Feldtagebücher zu führen sind, welche Daten über Objekte darin eingetragen werden sollten und worüber man mit Informanten sprechen sollte.

Am ersten Tag lernten die jungen Forscher den Stadtkreis Schirnowsk kennen, wobei der erste Halt das Kirchdorf Medwediza im Gebiet Wolgograd (ehemalige Kolonie Frank) war. Dort besuchten die Teilnehmenden das örtliche Schulmuseum und lernten Artefakte kennen, die mit dem Leben der Wolgadeutschen in Verbindung stehen. Nachdem sie sich in kleine Gruppen aufgeteilt hatten, untersuchten sie den Grundriss des Kirchdorfes, die architektonischen Merkmale der Häuser sowie den Friedhof und hatten ihre ersten Begegnungen mit den Einheimischen – den Russlanddeutschen.

Im Folgenden wird ein Auszug aus dem Tagebuch von Aljona Kutkina aus Harabali des Gebiets Astrahan über ihre Expedition gezeigt:

„Unsere ethnografische Arbeit begann mit Besuchen in den Ortschaften Frank, Walter, Kolb, Neu-Messer und Neu-Denhof. Nachdem unsere Aufgaben festgelegt wurden, teilten wir uns je nach Ortschaft in Gruppen auf. In der ersten Hälfte des Tages machte ich mich sofort mit der Architektur der Siedlungen vertraut und stieg sogar in deutsche Keller hinab. Ich war sehr beeindruckt von der lutherischen Kirche, in der lange Zeit Getreide gelagert wurde. Es ist moralisch schmerzhaft und entmutigend, sich das Schicksal des kulturellen Erbes vor Augen zu führen. Ich hatte auch das große Glück, zu sehen, wie Ethnographen arbeiten und ein Gefühl für die Wissenschaft entwickeln. Dank dieser Erfahrung konnte ich später selbst Interviews führen“.

Nach dem Kirchdorf Medwediza zogen die Teilnehmenden der Expedition weiter in das Kirchdorf Gretschihino (ehem. Walter). Bei dessen Gründung lebten dort 99 Familien (376 Kolonisten) und heute erinnert nur noch eine im Jahr 1902 eingeweihte, halb verfallene Kirche, die (jetzt) auf einem freien Feld unweit der Wohnhäuser steht, an die Vergangenheit.

Am Abend besuchte die Expeditionsgruppe die Ortschaften Peskowka (ehem. Kolb), Pogranitschnoje (ehem. Neu-Messer) und Nowinka (ehem. Neu-Denhof), um das Erkunden der Architektur fortzusetzen und den Erhaltungsgrad der historisch wertvollen Stätten für die künftige Generation der Russlanddeutschen zu bewerten.

Die Ergebnisse des ersten Tages waren neue Einträge auf den Seiten des Feldtagebuchs über Hochzeitstraditionen der Einwohner, Rituale sowie Gründe für die Rückkehr der Deutschen in ihre Heimat an der Wolga. Viele Teilnehmende stellten fest, dass die Einwohner kleiner Siedlungen offener für Kommunikation sind als in großen Siedlungen.

Am zweiten Tag wurde die Feldarbeit im Stadtkreis Schirnowsk fortgesetzt. Aus den Feldtagebüchern der Teilnehmenden der Expedition:

Mihail Antonjewitsch (Jekaterinburg):

„Am Morgen kamen wir in der Arbeitersiedlung Linjowo (ehem. Gussenbach) an. Wir fanden einige deutsche Häuser, machten Fotos von Gebäuden und gingen in einen Laden, wo uns eine sehr hilfsbereite Verkäuferin von einigen Gebäuden in anderen Siedlungen erzählte. In einer anderen Straße trafen wir zwei Männer, die uns über die Geschichte des Dorfes und die Legende von den grandiosen Bauten erzählten, die niemand gesehen hatte. Als wir uns von den Männern verabschiedeten, gingen wir zur Kirche, wo uns die Gemeindemitglieder über die Geschichte des Kirchengebäudes erzählten, das in der Sowjet- und Zarenzeit eine Apotheke war und in dem früher der Vorsteher der Siedlung wohnte“.

Regina Froschgeiser (Moskau):

„Man kann nur sagen, dass alles seinen Lauf nimmt und sich alles verändert, und deshalb ändern auch die Kirchdörfer der ehemaligen deutschen Siedlungen ihre Namen und Straßennamen. Aber die Einwohner, die den Geist und die Kontinuität der Generationen bewahrt haben, nennen sie mit Ehrfurcht auch bei ihren früheren deutschen Namen. An diesem klaren und sonnigen Tag konnten wir Linjowo (ehem. Gussenbach), Makarowka (ehem. Mergel), Podtschinnyj (ehem. Kratzke) und Aleschniki (ehem. Dittel) besuchen.

Wir haben gefilmt, dokumentiert und versucht, die Vielfalt der Kirchdörfer der Wolgaregion in unseren Fotos festzuhalten und die Vielfalt und den Charakter jedes Ortes zu spüren.

Es gibt viele Eindrücke, aber ich möchte auf die Kirsche auf dem Sahnehäubchen des gestrigen Tages hinweisen, und zwar haben wir im Kirchdorf Podtschinnyj (ehem. Kratzke) auf einem leeren Grundstück eine lutherische Kirche gefunden, die stolz auf die Wolga blickt, ihre Fassade und ihr historisches Aussehen bewahrt hat und von jedem Haus aus gesehen werden kann. Wir konnten verschiedene Details dieser Kirche sehen, wie z. B. die Einrahmung des Haupteingangs, Bogenfenster sowie Pilaster und wir können vermuten, wie liebevoll sie von lokalen Handwerkern gebaut wurde. Die lutherische Kirche hat eine Holzfassade und wurde, wie aus den historischen Aufzeichnungen hervorgeht, im Jahr 1883 erbaut. Am Ende des Expeditionstages beobachteten wir einen Sonnenuntergang von unglaublicher Schönheit und uns erfüllte ein Gefühl der Zufriedenheit mit der Reise und des Respekts vor diesem Land voller Geschichte und Ehre“.

Dritter Tag – Stadtkreis Kotowsk des Gebiets Wolgograd. Neue Siedlungen, neue Bekanntschaften, Auswertung der Ergebnisse der ersten Tage, Zusammenfassung der Zwischenergebnisse, Erlangung eines neuen Energieflusses sowie der Erkundung von „Spuren“ der Teilnehmenden des ethnokulturellen Lager-Seminars „Nationales Dorf 2014“.

„Ein weiterer Tag der Expedition war mit Sonnenschein gefüllt. Kein einfacher Weg aber dennoch mit Entdeckungen.

Wir besuchten drei Siedlungen: Kupzowo (ehem. Oberdorf), Awilowo (ehem. Wiesenfeld) und Nowonikolajewka (ehem. Marienfeld). Die Einwohner waren bereit, uns bei der Suche nach Informanten zu helfen und erzählten uns selbst viel, was uns in der heutigen misstrauischen Gesellschaft immer wieder erstaunt. Aus vielen Gesprächen haben wir den Eindruck gewonnen, dass es den Russlanddeutschen, die in den späten 1950er- und 60er-Jahren in ihre Heimat zurückgekehrt sind, schon damals relativ leichtgefallen ist, zurückzukehren.

Diese Erzählungen unterscheiden sich auffallend von den schriftlichen Aufzeichnungen, welche die Menschen nach ihrer Entlassung aus den Sondersiedlungen an die Behörden schrieben. Sie wollten zurückkehren, stießen aber auf den Widerstand der örtlichen Behörden und der Gesetze im Allgemeinen. Insofern tragen Expeditionen wie diese dazu bei, die vielfältigen Erfahrungen der Russlanddeutschen in der UdSSR zu erfassen“, schreibt Darja Swirina (Krasnojarsk) in ihrem Feldtagebuch.

Neuer Tag, neue Wege. Es ist kein Zufall, dass die Erkundung des Stadtkreises Kamyschinsk mit dem Kirchdorf Nischnjaja Dobrinka begann. Immerhin war es die erste deutsche Siedlung an der Wolga, die am 29. Juni 1764 gegründet wurde. Die Teilnehmenden der Expedition besuchten das Museum „Traditionen und Leben der deutschen Siedlungen im Wolgagebiet“, in dem Räume, in denen Russlanddeutsche lebten, mit Haushaltsgegenständen und Fotos ausgestattet sind sowie interaktive Elemente zur Vertiefung der Geschichte der Siedlung und ihrer Bewohner geschaffen wurden. Aus dem Tagebuch des Teilnehmenden der Expedition, Denis Geier aus Abakan:

„Heute war ein anstrengender, aber intensiver Tag. Wir hatten Zeit, sechs Siedlungen zu besuchen, machten eine Exkursion in die erste Siedlung der Russlanddeutschen – Nischnjaja Dobrinka (ehem. Deutsch-Dobrinka, Moninger) –, wo wir etwas über die Geschichte der ersten Einwohner und über eine Straße erfuhren, die komplett unter Wasser ging.

Wir besuchten das Kirchdorf Werhnjaja Kulaninka (ehem. Holstein), in dem nach Angaben der Einwohner eine russlanddeutsche Familie lebt, die versucht, das Dorf wieder aufzubauen, aber sie wollten nicht mit uns sprechen.

In Wodnobujeratschnoe (ehem. Stefan) wurden wir von den Einwohnern in Trachten herzlich empfangen, bekamen Tee und Wassermelone serviert, wurden durch das Museum geführt und über die Geschichte des Dorfes informiert. Danach gingen wir in einer kleinen Gruppe auf der Suche nach dem kulturellen Erbe der Russlanddeutschen durch das Kirchdorf und verirrten uns fast in drei Straßen“.

Am Abend desselben Tages besuchte die Expeditionsgruppe das gesundheitspädagogische Zentrum mit Sanatoriumscharakter in Kamyschin, wo ethnokulturelle Sprachtreffen stattfanden. Dort wurden alle Teilnehmenden des Projekts in Ständen und Rollen eingeteilt und führten den „Tag des JdR – Zeitreisende“ für Kinder in Form eines Kennenlernspiels mit dem Jugendring der Russlanddeutschen durch. Dank dieses Spiels war es möglich, die Kinder mit der Kultur und Geschichte der Russlanddeutschen und bekannten Persönlichkeiten aus dem Kreis der Russlanddeutschen vertraut zu machen.

Der letzte Feldtag der Expedition begann in der Siedlung Umjot (ehem. Rosenberg), wo die Teilnehmenden bei einem Durchgang durch einige Straßen ein Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert, negativ eingestellte Einwohner sowie wichtige und wertvolle „Funde“ fanden:

„Heute ist ein wichtiger und der letzte Tag unserer Expedition. Wir wollten also eine besondere Entdeckung machen, einen wertvollen Eindruck gewinnen, vielleicht eine Erleuchtung, die zu einem Epilog der gesamten Reise werden würde. Die Hitze hatte nachgelassen, die Luft war etwas kühler geworden, die Sonne hatte sich hinter den Wolken versteckt und es wurde leichter, ‚Expeditionsüberfälle‘ auf die Kirchdörfer zu unternehmen. Einer dieser ‚Überfälle‘ erwies sich als sehr erfolgreich, die Begegnung mit den Menschen vor Ort hinterließ einen tiefen Eindruck. Dies geschah in dem Kirchdorf Umjot (ehem. Rosenberg), wo uns die Familie Walzer herzlich willkommen hieß. Wladimir Dawydowitsch und Alla Alexandrowna hießen uns herzlich willkommen, luden uns in ihr Haus ein und erzählten uns ihre Geschichte, die in vielerlei Hinsicht den Geschichten unserer anderen Befragten ähnelt, die einst Russland verließen und nach Deutschland zogen, dann aber wieder an die Ufer der Wolga zurückkehrten, denn Heimat ist dort, wo die Seele lebt. Wladimir Dawydowitsch, ein fröhlicher und optimistischer Mann, erzählte von seinem Großvater, der in der Imperialen Russischen Armee gedient hatte und ein Schneider war. Wladimirs Vater Dawyd Jakowlewitsch verlor bei den Kämpfen am Fluss Halkin-Gol ein Bein, so dass er nach der Deportation nicht in die Arbeitsarmee geschickt wurde. In der Familie wird die Geschichte pietätvoll aufbewahrt und an die jüngeren Generationen weitergegeben. Aus der Sicht der Forschung möchte ich auf einen einzigartigen Fund hinweisen – es ist die Folklore, die Wladimir Dawydowitsch mit uns geteilt hat. Wir haben mehrere Lieder aufgenommen, die er in dem Dialekt gesungen hat, den er selbst auch beherrscht. Und die Liebe, mit der Wladimir Dawydowitsch seine Sprache behandelt, verdient Respekt und Bewunderung. Die Worte der JdR-Hymne kommen mir dabei in den Sinn: ‚Wir werden wieder zu unseren Wurzeln zurückkehren und den Geist unserer Vorfahren in uns bewahren‘. Es besteht kein Zweifel, dass die Familie Walzer, die zu ihren Wurzeln in der Wolgaregion zurückgekehrt ist, den Geist ihrer Vorfahren – der Russlanddeutschen – bewahrt“, lesen wir im Feldtagebuch von Olga Bondarenko aus Nowosibirsk.

Dies ist eine von Dutzenden von Geschichten russlanddeutscher Familien, welche die Teilnehmenden unserer Expedition entdecken konnten. Aber natürlich ist es nicht die letzte, denn die Expedition… geht weiter! Die während der Expedition gesammelten Informationen werden in die Arbeit mit dem Bestand der deutschen Siedlungen einfließen, in denen das reiche und vielfältige Leben bis heute existiert!

Übrigens hat Nelli Artes, die Vorsitzende des JdR, die für die sprachliche und ethnokulturelle Betreuung des Projekts zuständig war, während der gesamten Expeditionstage den Teilnehmenden geholfen, wieder zu Kräften zu kommen, gute Laune zu behalten und natürlich die deutsche Sprache zu erlernen. Jeder Tag der Teilnehmenden begann mit einer ethnokulturellen Pause und endete mit einer ethnokulturellen Veranstaltung mit Spielen, Quizzen, Tänzen und vielem mehr. Es ermöglichte den Teilnehmenden, mit den Einheimischen, die die Sprache bewahrt haben, auf einer Wellenlänge zu sein.

Der letzte Abend stand ganz im Zeichen der deutschen Tänze, bei denen Dankesbriefe geschrieben wurden und das #PicknickJdR stattfand. Beim Picknick tauschten die Teilnehmenden ihre Emotionen aus und probierten die von den Russlanddeutschen zubereiteten Gerichte: Apfelschorle, Kartoffelsalat und Schmandsalat.

Eine weitere Überraschung erwartete die Teilnehmenden des Projekts am Abreisetag: eine interaktive Exkursion zu deutschen Orten in Saratow durch den Jugendclub der Russlanddeutschen „Wolga Welle“, die im Rahmen des JdR-Projektwettbewerbs entwickelt wurde.

Die interaktive und erzählerische Exkursion wurde von Viktoria Waenberger aus Saratow geleitet:

„Die Teilnehmenden begaben sich auf eine Reise durch die Briefe eines Mädchens, einer Schülerin eines Frauengymnasiums und Tochter ehemaliger deutscher Kolonisten. Es handelt sich um Briefe an ihre Familie, geschrieben auf Postkarten mit Ansichten des alten Saratow. Darin teilte sie ihre Eindrücke über Ereignisse in der Stadt mit und wir reisten zu den Orten dieser Ereignisse und Eindrücke. Wir schauten in Schmidts Hof mit einer Grotte und sahen dort ein Ungeheuer, tanzten den ‚Oreschek‘ auf dem Hauptplatz der Stadt und besuchten eine multimediale VR-Ausstellung, welche die Außenfassade und Innenausstattung der alten katholischen Kathedrale von Saratow zeigte, die es seit mehr als einem halben Jahrhundert nicht mehr gibt. Wir beendeten die Tour im Café ‚Dwor Blum‘, wo wir uns die alten Namensschilder unserer Hauptstraße ansahen: Nemezkaja uliza, Nemezkaja Sloboda, uliza Respubliki, prospekt Kirowa und prospekt Stolypina“.

Die Exkursion wurde an der nach N. Tschernyschewski benannten Staatlichen Universität in Saratow fortgesetzt, wo die Kandidaten der Historischen Wissenschaften Alexej Wlassow und Wladimir Chassin Informationen über die Gründung der Universität, deutsche Spuren in ihrem Leben und Forschungen über die Kultur, Geschichte und Sprache der Russlanddeutschen präsentierten.

Später wurden auf dem Gelände der Sommerschule für begabte Kinder „Soswesdije“ (dt.: Sternbild) an der nach N. Tschernyschewski benannten Staatlichen Universität in Saratow die ersten Ergebnisse der „Expedition 2023“ gezeigt, die junge Historiker interessierten und es ermöglichten, noch mehr Teilnehmenden von der Öffentlichen Organisation für die Jugend „JdR“ zu erzählen.

Die Ergebnisse der Expedition werden nun in einer Wissensdatenbank zusammengefasst und in Zukunft im Bestand der deutschen Siedlungen präsentiert. Auch die Öffentliche Organisation für die Jugend „JdR“ bereitet eine weitere interessante und wichtige Überraschung zu den Ergebnissen der durchgeführten Expedition vor!

Die Präsenzphase der Expedition ist nun abgeschlossen. Den Teilnehmenden ist es gelungen, durch das Wolgagebiet zu wandern und die Luft ihrer Vorfahren einzuatmen, sich mit ihrer Lebensweise vertraut zu machen, alle Erfahrungen, Schwierigkeiten und Freuden ihres Lebens zu durchleben, was viele Menschen berührt hat. Dennoch haben viele die Wärme in ihren Seelen und die Einstellung zu dem Land behalten, das einst von den in das russische Land eingeladenen Ausländern entwickelt wurde.

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