Jugenddorf 2025

Vom 20. bis 25. Juli fand in Omsk das ethnokulturelle Projekt „Nationales Dorf“ statt, das Aktivisten aus 17 Städten Russlands sowie Vertreter aus Kasachstan und Kirgisistan zusammenbrachte.

Bei der offiziellen Eröffnung wandte sich die Vorsitzende vom Jugendring der Russlanddeutschen, Nelli Artes, an die Teilnehmer des Projekts:

„Nationales Dorf ist ein einzigartiges Projekt, in dem die Geschichte, Sprache und Traditionen der Russlanddeutschen in jedem Block lebendig werden. Ich wünsche jedem von Ihnen, dass Sie die Verbindung zwischen den Generationen spüren, in den Reichtum der ethnischen Identität eintauchen und jeden hier verbrachten Moment genießen. Mögen diese Tage für Sie eine Quelle der Inspiration und Harmonie sein und Ihnen die Möglichkeit bieten, neue Horizonte des Verständnisses und des Respekts für die Kultur zu eröffnen, die uns verbindet.“

Die eingeladenen Gäste begrüßten die Projektteilnehmer und inspirierten sie zur aktiven Teilnahme am Projekt: Graf Elizaweta Egorowna – die Vorsitzende des Internationalen Verbands der Deutschen Kultur, die Direktorin des Kultur- und Wirtschaftszentrums „Deutsch-Russisches Haus in Omsk“; Winogradow Wladimir Sergeewitsch – Stellvertretender Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche des Urals, Sibiriens und des Fernen Ostens, Propst der sibirischen Region; Kissner Olga Konstantinowna – Stellvertretende Exekutivdirektorin des Internationalen Verbands der Deutschen Kultur.

„Der Erfolg eines jeden Projekts beruht nicht nur auf einem interessanten Programm und der Organisation von Unterkunft, Verpflegung und Transfers, sondern auch auf der Interaktion zwischen den Teilnehmern und dem Organisationsteam. Dies zeigt sich besonders bei Jugendprojekten. Die Aktivisten der Jugendklubs bringen frische Ideen, Energie und Flexibilität ein, was zur dynamischen Umsetzung des Projekts beiträgt. Effektive Interaktion setzt gegenseitigen Respekt und Erfahrungsaustausch voraus: Junge Aktivisten lernen von Profis, wie man Projekte plant und leitet. Und die Referenten übernehmen innovative Ansätze von jungen Menschen und lernen moderne Trends kennen. Dieser synergetische Austausch trägt zur Entwicklung des Projekts „Nationales Dorf“ bei, stärkt den Dialog zwischen den Generationen und bewahrt ethnokulturelle Traditionen in modernen Formen. Kein „Nationales Dorf“ ist wie das andere, aber jedes hinterlässt einen unauslöschlichen Eindruck in den Seelen aller Beteiligten, ein Meer von Emotionen, neue Bekanntschaften und Impulse für die weitere Entwicklung“, bemerkte Galina Meladse, Programmdirektorin des Projekts.

Blöcke zu Geschichte, Genealogie und ethnischer Identität, ethnografische Werkstatt, Treffen der Klubs für Freunde der deutschen Sprache, ethnokulturelle Abendveranstaltungen, Besuche von Orten, an denen Russlanddeutsche kompakt leben. Und das ist noch lange nicht alles, was die Jugenddorfbewohner während des gesamten Projekts erwartete. Die Hauptfiguren des ethnokulturellen Projekts „Nationales Dorf“ sind die Teilnehmer selbst. Von ihnen erfuhren wir, was ihnen an dem Projekt besonders in Erinnerung geblieben ist.

Maria Reichert, Kemerowo: „Die Realität hat meine Erwartungen an das Projekt um ein Vielfaches übertroffen. Vor allem war ich erstaunt über die Aufrichtigkeit und Herzlichkeit, mit der wir von den Familien in den Dörfern empfangen wurden. Vielen Dank an die Organisatoren für die Möglichkeit, in das reale Leben moderner Russlanddeutscher einzutauchen. Das Projektprogramm war gut geplant, alle Blöcke waren sehr informativ und interessant. Mein besonderer Dank gilt der Referentin Wiktoria Wagner. Die Blöcke zur ethnischen Identität haben mich tief berührt – es war mehr als nur Theorie. Ich habe viel über mich selbst gelernt, nicht nur als Russlanddeutsche, sondern auch als Person, als Individuum im Allgemeinen. Das Projekt hat ein großes Team kreativer, einfallsreicher und freundlicher Leute zusammengebracht, und das ist das Wertvollste, was ich aus dem Projekt mitnehme: neue Freunde und Bekanntschaften. Ich bin jedem Organisator und Teilnehmer dankbar, denn dieses Projekt wurde zum Ausgangspunkt für meine Selbstentwicklung und meine Identität.“

„Meine Eindrücke haben alle meine Erwartungen übertroffen! Ich wusste, dass es interessant und lehrreich sein würde, aber schon am ersten Tag des Projekts wurde mir klar, dass diese Woche sehr familiär und herzlich werden würde! Die Ausflüge in Dörfer, in denen Russlanddeutsche leben, und die Menschen, die uns während des gesamten Projekts begleitet haben, haben mich inspiriert. Und ich habe bereits Ideen für neue Projekte und Erfolge!“ – sagte Elisaweta Drometr aus Jekaterinburg.

Die Aktivisten sind vom Nationalen Dorf begeistert und denken bereits darüber nach, Veranstaltungen in ihren Klubs durchzuführen: „Ich war sehr beeindruckt von der Professionalität des Organisationsteams des Projekts „Nationales Dorf“. Besonders wichtig finde ich es zu sehen, wie die Referenten mit den Teilnehmern arbeiten und das Material in ihren Blöcken präsentieren. Alle Themen sind sehr harmonisch miteinander verwoben und können sowohl innerhalb des bestehenden Genealogie-Klubs als auch bei individuellen Treffen unseres Jugendklubs „Glück Auf“ verwendet werden. In naher Zukunft plant unser Klub, an der Netzwerkaktion #JdRPiknik teilzunehmen, die eine hervorragende Gelegenheit sein wird, nicht nur Eindrücke vom Projekt auszutauschen, sondern auch neue Materialien für die Entwicklung unserer Aktivitäten auszuprobieren“ – Julia Tschernych, Jekaterinburg.

Am Block von Olga Bondarenko tauchten die Teilnehmer in die Welt der Geschichte und Genealogie ein. Historische Dokumente und Briefe, Archive und Familienfotos – wie lassen sich diese Verflechtungen der Zeit verstehen?

„Block zu Geschichte und Genealogie war mir besonders wichtig. Vor Kurzem beschloss ich, mein Wissen über Familiengeschichte zu erweitern und bereitete bereits Dokumente vor, um Archivinformationen zu ordnen. Als ich erfuhr, dass das Projekt einen solchen Block beinhalten würde, behielt ich die Dokumente und beschloss, das Thema genauer zu studieren. Wir erfuhren viel über Websites, auf denen man nach den benötigten Daten suchen kann. Jetzt begann ich, die Suche und Ordnung der Dokumente ruhig, konzentriert und zielstrebig anzugehen. Deshalb werde ich in naher Zukunft weitersuchen und viel mehr über meine Vorfahren erfahren“ – Erika Dering, Krasnodar.

Die Teilnehmer kehren bewusster und offener aus dem Nationaldorf zurück, um sich selbst und die Gesellschaft zu erkunden. Wiktoria Wagner, eine Referentin für ethnische Identität, hat den Teilnehmern dabei geholfen.

„Ich war sehr inspiriert von der Tatsache, dass jeder Mensch seine eigene ethnische Identität definiert. Das ist eine sehr wichtige Entdeckung, die interne Konflikte löst und hilft, Kultur und Traditionen besser zu verstehen. Diesen Gedanken wollte ich bei unseren zukünftigen Veranstaltungen vermitteln: dass jeder Aktivist Kultur lieben, fördern und respektieren kann. Es gibt Ideen, kleine Seminare oder Quizze zu diesem Thema zu organisieren. Der Block half mir, persönliche Erfahrungen zu verstehen, meine Seele wurde ruhiger“ – Sofia Tanskich, Nowosibirsk.

Ethnografische Werkstatt ist ein besonders gemütlicher und vertrauter Ort im Projekt, denn hier erfuhren die Teilnehmer unter Anleitung von Alexandra Derksen, wie unsere Vorfahren lebten und wie die Kultur in russlanddeutschen Familien heute bewahrt wird.

„Wir haben die Geschichte der Ankunft der Deutschen in diesem Land, dialektale Besonderheiten, Küche und Familientraditionen angesprochen. Dank der zugänglichen Präsentationsform des Materials und der Möglichkeit, das Thema mit allen Teilnehmern zu diskutieren, hatten wir einen äußerst interessanten Diskurs: Wir lernten sowohl die komplexen und komplizierten Merkmale dieser ethnischen Gruppe als auch die lustigen Seiten der lokalen Kultur und Sprache kennen.“ – Stepan Sinitsa, Moskau

Das ethnokulturelle Projekt „Nationales Dorf“ ist berühmt für seine Gastfreundschaft an Orten, wo Russlanddeutsche kompakt leben. Im Rahmen des Projekts besuchten die Jugenddorfsteilnehmer das Dorf Solntsewka (Tigerweide) im Isilkulskij-Bezirk der Region Omsk. Das Dorf wurde 1906 von mennonitischen Siedlern gegründet und bewahrt noch heute den einzigartigen Plattdeutsch-Dialekt, den die Anwohner als wichtigen Teil ihrer Identität betrachten. Am nächsten Tag fuhren die Aktivisten in das Dorf Neudatschino in der Region Nowosibirsk. 1905 kam Abram Jakowlewitsch Neifeld mit seinem 18-jährigen Sohn Abram nach Sibirien und kaufte Land in der Nähe von Omsk von einem Offizier Neudatschin. Im selben Jahr baute die Familie Enns zusammen mit Neifeld ihre Häuser, und Iwan Dawidowitsch Pankrats errichtete eine Mühle zwei Kilometer vom Bauernhof entfernt. So beginnt die Geschichte eines kleinen Bauernhofs – Neifeld, heute Neudatschino. Hier befindet sich das einzigartige Hausmuseum von Steffen Abram Jakowlewitsch – ein Ort, an dem die Kultur, Traditionen und Bräuche der Russlanddeutschen bewahrt werden.

Anastasia Talanowa, Kamyschin: „Nationales Dorf 2025 ist ein Projekt, das den Teilnehmern half, in das Leben, die Kultur und die Traditionen der Russlanddeutschen einzutauchen. Die Veranstaltungen waren von Wärme und einem herzlichen Empfang geprägt. Die Familien der Russlanddeutschen aus dem Dorf Solntsewka konnten uns in die einzigartige Atmosphäre des Plattdeutsch-Dialekts eintauchen lassen und uns anhand von Fotos und ergreifenden Geschichten die Geschichte der Familien näherbringen. Der Ausflug ins Dorf Neudatschino zeigte uns deutlich die Hochzeitszeremonie der Russlanddeutschen, die den Teilnehmern des Nationalen Dorfes noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ich bin allen Organisatoren und Teilnehmern dankbar für die neuen Emotionen, das erworbene Wissen und die unschätzbaren Erfahrungen unserer Vorfahren, die wir bewahren müssen.“

Viel Zeit wurde der Kommunikation auf Deutsch gewidmet; die Klubmoderatorinnen Ekaterina Minkina und Emanuella Friesen konnten den Prozess der Einbindung der Teilnehmer in die Sprachumgebung auf spannende Weise gestalten.

Eva Knjasewa, Omsk: „Die Klubs für Freunde der deutschen Sprache haben dank der Vielfalt der Formen und Methoden des Sprachenlernens einen lebendigen Eindruck hinterlassen. Die kreative Herangehensweise der Moderatorinnen bei der Vorbereitung und Durchführung der Treffen, die Kommunikation mit neuen und interessanten Menschen und das vollständige Eintauchen in die Kultur der Russlanddeutschen haben mich inspiriert. Ich werde meine Erfahrungen bei meiner Arbeit im Zentrum deutscher Kultur bei verschiedenen Workshops und Kreativabenden nutzen, die darauf abzielen, die deutsche Sprache und die Kultur der Russlanddeutschen zu bewahren und bekannt zu machen.“

„Ich war sehr beeindruckt von der methodischen Sammlung und den Entwicklungen der Moderatorinnen, die mich mit ihrer Vielseitigkeit überraschten. Mir sind persönlich einige Methoden aufgefallen, wie ich das Sprachtreffen viel interessanter und sogar spannender gestalten kann! Diese Erfahrung und diesen kreativen Ansatz werde ich auf jeden Fall in die Aktivitäten meines Jugendklubs „Jugendland“ übernehmen, denn auf diese Weise kann man die Aufmerksamkeit des Publikums auf absolut jedes Thema lenken, zum Beispiel auf die Bekanntschaft mit der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen im Format des Quizes „Eigenes Spiel“ – es ist einfach großartig!“ – Andrej Kusminow, Tjumen.

Täglich sangen und tanzten die Teilnehmer gemeinsam mit Adelina Neumann, zeigten in ethnokulturellen Pausen ihre Fantasie und fassten abends in aktiven oder reflektierenden Veranstaltungen die Ergebnisse zusammen.

„Dank der ethnokulturellen Pausen konnte ich viele neue Tänze der Russlanddeutschen lernen. Besonders die Tänze „Promenade“ und „Haselnuss“ sind mir in Erinnerung geblieben. Während der Ethnopausen lernten wir außerdem traditionelle russlanddeutsche Kinderspiele kennen, die uns halfen, neue Kraft zu tanken. Besonders hervorzuheben sind die Abendveranstaltungen, bei denen wir oft in Teams oder Gruppen arbeiteten, was sich positiv auf die Teamatmosphäre auswirkte. Jede Veranstaltung bot die Möglichkeit, sich von einer kreativen, intellektuellen oder sportlichen Seite zu zeigen. Am interessantesten war für mich die Veranstaltung, bei der es darum ging, eine von den Organisatoren auf dem Gelände versteckte Zahl zu finden und die dahinter verborgene Frage richtig zu beantworten. Ich bin sicher, dass wir die im Projekt gesammelten Erfahrungen bei der Organisation von Veranstaltungen und Treffen in unserer Jugendorganisation erfolgreich nutzen können. Spiele und Tänze eignen sich hervorragend, um sich kennenzulernen und in das Thema einzutauchen. Und neue Veranstaltungsformate werden dazu beitragen, unsere Aktivitäten vielfältiger zu gestalten.“ – Sofia Sokolowa, Kemerowo.

Neben den Hauptblöcken und externen Veranstaltungen machten sich die Aktivisten mit den Aktivitäten des Kultur- und Geschäftszentrums „Deutsch-Russisches Haus“ von Omsk vertraut, nahmen an einem interaktiven Workshop „Auf den Spuren der Russlanddeutschen“ teil, besuchten eine lokale religiöse Organisation – die Evangelisch-Lutherische Gemeinde von Omsk – und veranstalteten außerdem eine traditionelle gesellschaftliche Aktion.

„Nationales Dorf – 2025“ ist uns als so lieb und heimelig in Erinnerung geblieben!

Autorin: Margarita Girshfeld.

Foto: Alexej Poljatschek und Ksenia Wojt.

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